Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Wehret den Anfängen!

    21.01.2024 / Pfarrer Guido Hepke, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg

    Die Villa liegt unscheinbar zwischen Bäumen versteckt. Von der Terrasse im Garten sind es nur ein paar Schritte bis zum großen Wannsee. Dieser idyllische Ort wird zum Tatort für den größten Massenmord der Geschichte. Hier verabreden am 20. Januar 1942 fünfzehn Männer die Ermordung von Millionen Menschen jüdischen Glaubens aus ganz Europa. Als „Wannsee-Konferenz“ geht das geheime Treffen in die Geschichte ein.

    Konferenzteilnehmer sind nicht Adolf Hitler und andere Spitzen der NSDAP. Hier trifft sich die zweite Reihe. So wird in den Unterlagen die Urheberschaft und Verantwortung verschleiert. Ministerialbeamte und Staatssekretäre beraten die praktischen Fragen der Umsetzung. Begriffe wie „Mord“ oder „Tötung“ werden konsequent vermieden.

    Nach dem Krieg berufen sich Täter auf die beschönigenden Worte: Sie hätten doch von nichts gewusst. Sie berufen sich auf Befehlsketten und weisen jede Verantwortung von sich.

    Der Rückblick ist bitter: Wie konnte es geschehen, dass Menschen zu solchen Verbrechen fähig waren?

    Eine Antwort ist: Sie konnten sich verstecken – hinter harmlos klingenden Begriffen, hinter Anweisungen und scheinbar rechtsgültigen Regeln. Sie konnten zu Tätern werden, weil sie das Gift des Antisemitismus in sich aufgenommen hatten.

    Jahr für Jahr hatten die Nazis die unsichtbare Grenze verschoben: zwischen Anstand und Unanständigem, zwischen populistischer Wut und demokratischer Vernunft, zwischen Moral und Verbrechen. Erst hatten sich die Grenzen des Sagbaren verschoben, dann die Grenzen des Handelns. Damals gab es zu wenig Menschen, die sich für die Demokratie eingesetzt haben.

    An diesem Wochenende erinnern wir an die Verbrechen der Wannsee-Konferenz vor 82 Jahren. Denn so etwas darf sich nicht wiederholen.

    Es darf keine rechtsradikalen Geheimtreffen geben, in denen die massenhafte Deportation von Mitbürgern mit Migrationshintergrund vorbereitet wird. Es darf keine gesichert rechtsextremen Parteien in unseren Parlamenten geben.

    Es braucht ein deutliches Wort der Anständigen, der Vernünftigen, der moralisch Handelnden: Geschichte darf sich nicht wiederholen.

    Also: Wehret den Anfängen. Setzt Euch ein für ein gutes demokratisches Miteinander. Das ist unsere Christen- und Bürgerpflicht.

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