Über den eigenen Schatten springen
22.06.2025 / Prädikantin Benita Brügmann, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg
Über den eigenen Schatten springen Waren Sie schon mal stolz auf sich, weil sie über ihren eigenen Schatten gesprungen sind?
Folgendes hat mir eine Kollegin dazu erzählt: “Der Außendienst-Mitarbeiter, der für unsere Firma zuständig war, ist in Ruhestand gegangen. Vor zwei Jahren hat er mir seine neue Kollegin vorgestellt. Ich war erst gar nicht von ihr begeistert. Sie war so temperamentvoll und laut, ganz anders als ihr Vorgänger. Wir waren so gar nicht auf einer Wellenlänge. Ich wollte dann auch überhaupt keinen Besuch von ihr in unserer Firma haben.“
„Dieses Jahr habe ich sie auf einer Messe wieder getroffen“, erzählte sie weiter, „dort machte sie auf mich einen sehr netten Eindruck. Sie war mir gleich sympathisch. Ich hatte gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie die ganze Zeit ignoriert hatte.“
Weiter berichtet meine Kollegin: „Der ehemalige Außendienstler war ebenfalls da. Ihm erzählte ich von meinem schlechten Gewissen. Gleichzeitig stand für mich fest: Ich muss mich bei seiner Kollegin entschuldigen.“
Gesagt, getan. Meine Kollegin erzählt weiter: „Die Mitarbeiterin ist vor Rührung in Tränen ausgebrochen. Das hat sie so noch nicht erlebt: Jemand springt über seinen Schatten und entschuldigt sich für sein Benehmen. Sie meinte noch, das zeigt Größe und umarmte mich ganz herzlich.“
Mir kommt dazu ein Gedanke: Vielleicht hat der Heilige Geist die engen Denkmuster meiner Kollegin durchweht. Das lehrt mich, dass auch ich über meinen Schatten springen soll.
Dass ich den Horizont meines Geistes und mein Herz weit machen soll. Gott hat seine ganz eigene Weise, um unsere Welt göttlicher und auch menschlicher zu machen und sie mit seiner grenzenlosen Liebe zu füllen. Also: Verbarrikadieren wir uns nicht hinter Vorurteilen, sondern öffnen wir weit unsere Herzen und Sinne.
Freuen wir uns darauf, was Gott noch alles mit uns vorhat.
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