Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Wer ist Deutscher?

    25.05.2025 / Pfarrer Guido Hepke, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg

    Ein guter Freund aus Hamburg sagt in unverkennbarem Küsten-Dialekt: „Ich bin in diesem Land geboren, ich habe einen deutschen Pass, also bin ich Deutscher.“ Seit einigen Jahren erlebt er: Genau das streiten manche ab. Denn ein Teil seiner Vorfahren stammt aus Tansania.

    Wer ist Deutscher? – Leider machen viel zu viele in unserem Land die Antwort von der Hautfarbe abhängig. Oder von der Herkunft der Vorfahren. Die Blut-und-Boden-Ideologie des Nationalsozialismus wirkt dabei leider immer noch nach. Das geschieht meist unbewusst. Aber das macht es nicht besser.

    Die Nazis sagten damals: Deutscher ist, wer deutsches „Blut“ hat. Der also am besten blond und blauäugig ist – und auf jeden Fall über Generationen hinweg seine Zugehörigkeit zur „völkischen Gemeinschaft“ nachweisen kann.

    Genetisch lässt sich dabei überhaupt nicht definieren, wer zu den Deutschen dazugehört. Spätestens seit der Römerzeit ist die Mitte Europas ein Kulturraum, in dem es nur eine Konstante gibt: Zuwanderung und Auswanderung. Ein Bewusstsein für Deutschland als Volk oder Staatsgebiet hat sich im Wesentlichen erst vor 200 Jahren entwickelt.

    Die Väter und die wenigen Mütter unseres Grundgesetzes haben daher klug entschieden. Sie haben am 23.Mai 1949 festgelegt: Deutscher ist, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Nachzulesen in Artikel 116, Absatz 1.

    Es ist also völlig egal, ob die Vorfahren aus Weilburg, Warschau, Kinshasa oder Kairo kommen. Es ist völlig egal, welche Hautfarbe jemand hat. Es spielt nicht einmal eine Rolle, wo jemand geboren wurde. Auf den Pass kommt es an.

    Ganz ähnlich formuliert die Bibel, wer zur christlichen Gemeinde dazugehört. Paulus schreibt an die Galater (3,28): Es spielt keine Rolle mehr, ob ihr Juden seid oder Griechen, Sklaven oder freie Menschen, Männer oder Frauen. Denn durch eure Verbindung mit Christus Jesus seid ihr alle wie ein Mensch geworden.

    Völkisches Denken hat in unseren Kirchen daher keinen Raum. Aber auch für unsere Gesellschaft gilt: Deutscher ist nicht, wer deutsches „Blut“ hat. Sondern Deutscher ist, wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Das ist auch gut so.

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