Du bist Schuld
29.09.2024 / Pfarrer Guido Hepke, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg
Neulich auf dem Schulhof: Die Kinder spielen Fangen. In der großen Pause rennen sie hintereinander her. Nils rempelt Lea an. Ihr Schulbrot fällt in eine Pfütze. Lea ist wütend: „Du bist schuld! Wegen Dir habe ich jetzt kein Pausenbrot mehr!“
Solche Situation gibt es immer wieder. Auch den Vorwurf: Du bist schuld! – Viel seltener sagt jemand: Ich bin schuld!
Schuld bedeutet: Ich bin verantwortlich. Für den Schubser auf dem Schulhof. Oder auch für anderes: Ich habe Anteil an dem Streit, der mir selbst nicht guttut. Ich habe Gesetze, Regeln, Gebote übertreten. Ich habe einem anderen Menschen wehgetan, mit Worten, Taten – oder auch, weil ich einfach zugesehen habe.
In der Bibel meint Schuld noch mehr. Schuld ist das, was einen Menschen von Gott trennt. Durch das, was ich sage, denke, oder tue, entsteht ein Riss. Nicht nur zwischen mir und einem anderen Menschen. Sondern auch zwischen Gott und mir. Eigentlich weiß ich, was Gott will. Trotzdem entscheide ich anders.
Jesus Christus heilt diesen Riss. Sein Tod und seine Auferstehung sind das Zeichen: Gott schenkt uns Vergebung - bedingungslos und ohne Wenn und Aber. Gott sagt: Du bist schuld, aber ich vergebe Dir! Du kannst neu beginnen - es neu und besser machen.
Ich bin so dankbar, dass Gott mir immer wieder eine neue Chance gibt. So ist es leichter möglich, zu den eigenen Fehlern zu stehen. Es ist leichter, zum anderen hinzugehen – und um Verzeihung zu bitten. Manchmal heilt dann der Riss, auch zwischen den Menschen.
Genau das hat übrigens auch Nils gemacht, neulich auf dem Schulhof. Er ist zu Lea hingegangen und sagt zu ihr: „Bitte sei nicht böse. Ich hab das nicht mit Absicht gemacht.“ Dann hat er sein Pausenbrot ausgepackt und mit Lea geteilt.
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