Der Gewalt keinen Raum geben
12.05.2024 / Pfarrer Guido Hepke, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg
„Wir werden sie jagen. Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen.“ Mit diesen Worten feierte Alexander Gauland den Einzug der AfD in den Deutschen Bundestag. Das war 2018. Immer wieder hat diese Partei seitdem mit einer aggressiv gewalttätigen Sprache die politische Stimmung aufgeheizt. Doch es ist längst nicht bei Worten geblieben: Vor ein paar Tagen erst wurde ein SPD-Politiker in Dresden krankenhausreif geschlagen. Mattias Ecke musste operiert werden, so massiv waren seine Verletzungen. Die Tatverdächtigen kommen aus dem rechten Spektrum. In Berlin wird kurz danach Bärbel Giffey tätlich angegriffen, in Essen der dritte Bürgermeister der Stadt. Wahlkampfhelfer*innen riskieren Prügel – immer wieder. Plakate werden abgerissen, zerfetzt – auch hier bei uns in der Region.
Da ist etwas ins Rutschen gekommen – in unserem Land. Aggressivität und Gewaltbereitschaft steigen. Auf die Radikalisierung der Worte folgt ein Anstieg der Gewalt.
Ich meine: Bei dieser Entwicklung dürfen wir nicht einfach zuschauen. Zivilcourage ist notwendig. Ich muss widersprechen, wenn pauschal über „die Flüchtlinge“ geschimpft wird. Ich muss den Polizeinotruf wählen, wenn Menschen angegriffen werden. Ich muss um Hilfe rufen, helfen – nicht wegschauen. Ich muss mich einsetzen für Demokratie und Menschenwürde – in allen meinen Lebensbezügen.
„Tätige Nächstenliebe steht im Gegensatz zu Ausgrenzung, Hass und Hetze.“ Das sagt Rüdiger Schuch. Für den Diakonie-Präsidenten sind die AfD-Positionen unvereinbar mit dem christlichen Menschenbild. Die Deutsche Bischofskonferenz und die EKD haben ähnlich klare Worte gefunden. Auch der Landessportbund, der Landesfeuerwehrverband oder der Arbeitersamariterbund bekennen: Wir stehen für Toleranz, Respekt und Vielfalt.
Vielleicht rutschen die Dinge ja doch wieder zurück. Wir brauchen diese Umkehr: In einer demokratischen Gesellschaft darf es keinen Raum für Hass, Hetze und Gewalt geben. Jesus hat gesagt: Behandelt die Menschen so, wie ihr behandelt werden wollt. Ich möchte in einer friedlichen demokratischen Gesellschaft leben. Also setze ich mich genau dafür ein.
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