Wahrzeichen - Zeitzeugen der Geschichte
06.09.2024 / Pfarrer Guido Hepke, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg
Die Schlosskirche ist schon ein ganz besonderes Wahrzeichen – hier in unserer wunderschönen Stadt Weilburg. Das Denkmal erzählt Geschichte. An diesem Wochenende machen wir das sichtbar. Zum Tag des offenen Denkmals öffnen wir auch die Bereiche, die normalerweise verschlossen sind. Zum Beispiel die Fürstenloge.
Die Farben an den Wänden sind verblasst. An etlichen Stellen bröckelt der Putz. Trotzdem – die Fürstenloge erinnert an vergangene Macht und Herrlichkeit.
Vor Beginn eines Gottesdienstes konnte der Herrscher das Fenster öffnen und seinen Untertanen huldvoll zuwinken. Die saßen so, dass niemand im Sichtbereich dem Fürsten den Rücken zuwandte. So etwas ging gar nicht.
Der Herrscher hatte die absolute Macht. Es gab keine Verfassung, keine Grundrechte. Nichts. Unsere Kirche war ein Ort, an dem der Herrscher Hof hielt.
Gott sei Dank sind diese Zeiten vorbei. Die Fürstenloge ist leer – und das ist gut so. Wir leben in einer Demokratie. Es gibt keine Fürsten und keine Untertanen.
Alle Menschen sind gleich wichtig. Das ist auch die Botschaft der Bibel. Denn Gott wendet sich jedem Menschen in der gleichen Liebe zu.
Genau diese Botschaft entdecke ich hier in dieser Kirche heute. Wenn ich im Kirchenraum stehe, dann sehe ich: Die Bänke sind im Kreis um den Altar herum angeordnet. Wir sehen einander. Wir begegnen einander in Augenhöhe.
Die Anordnung der Bänke machen sichtbar: Alle Menschen sind gleich viel wert. Alle Menschen sind in gleicher Weise von Gott geliebt.
Ausgerechnet der Raum, den die Fürsten als Machtdemonstration gebaut haben, ausgerechnet dieser Raum lässt heute die biblische Botschaft lebendig werden: Alle Menschen sind für Gott gleichwichtig. Ich finde, Gott hat wirklich Humor.
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