100 Gramm zuviel
17.08.2024 / Dekan Johannes Jochemczyk
Olympia!!! Was für ein Fest! Zwei Wochen lang hat die ganze Welt nach Paris geschaut, mit den Athletinnen gejubelt und geweint. Es war ein Fest voller Emotionen, voller Glücksmomente und Tränen, voller Hoch- und Tiefpunkte.
Vergangene Woche ist dieses weltumspannende Event zu Ende gegangen. Manche konnten die große Abschlussfeier im „Stade de France“ live erleben, Millionen von Zuschauern haben von zu Hause aus auf den Bildschirmen das Spektakel verfolgt.
Olympia ist ein weltumspannendes Sportfest mit langer Geschichte. Die Wurzeln dieses Festes gehen bis ins 2. Jahrtausend vor Christus zurück. Damals waren die Olympischen Spiele noch kein Sportfest in unserem heutigen Sinne, sondern ein religiöses Fest zu Ehren des Göttervaters Zeus.
Doch schon zu dieser Zeit eiferte man um die Wette, kürte einen Sieger, belohnte den Besten.
Das ist bis heute geblieben. Zum Schluss der Wettkämpfe, werden Medaillen verteilt.
Für Deutschland gab es in diesem Jahr 12 Gold-, 13 Silber und 8 Bronzemedaillen. Das ist toll! Denn jede Medaille zählt, jede Medaille ist ein kleiner Glücksmoment.
Für die SportlerInnen, die zum Schluss auf dem Podest stehen, bedeutet eine Medaille oft die Krönung ihrer Karriere, ein Höhepunkt ihres SportlerInnenlebens.
Doch nicht jede, nicht jeder kommt in den Genuss einer Medaille. Oft kommt es auf Hundertstel Sekunden an, auf Zentimeter und Millimeter. Wenige Gramm entscheiden darüber, ob jemand auf dem Podest steht oder auf den hinteren Plätzen landet.
Die indische Ringerin Vinesh Phogat musste dies bitter erfahren. Wegen 100 g Übergewicht in ihrer Klasse bis 50 kg wurde sie disqualifiziert! 100G! Das sind doch nur 0,2 % zu viel, das Gewicht einer Banane. Die Ringerin war die Siegerin des Halbfinales. Sie hätte im Finale gestanden, sie hätte Olympiasiegerin in ihrer Klasse werden können! Doch so bleibt ihr nichts. Ist das nicht ungerecht? Sollte es da nicht eine Toleranz geben? Vinesh Pogat jedenfalls klagt vor dem Sportgericht und will sich eine geteilte Silbermedaille erstreiten. Man darf gespannt sein, in welcher Richtung entschieden wird.
Bei Olympia, im Sport, in vielen Situationen unser alltäglichen Lebens werden wir haargenau gemessen und bemessen. Manchmal gnadenlos. Mich beruhigt, dass dies bei Gott anders ist. Gott misst nicht haargenau nach. Es kommt nicht auf Hundertstel Sekunden oder 100 Gramm an, wenn Gott unser Leben anschaut. Jesus drückt dies im Neuen Testament so aus: „Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben!“ (Lukas 6,38). Gott gibt im Überfluss. So wird jeder zum Gewinner.
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