Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Inklusion - kabarettistisch präsentiert von Rainer Schmidt

    Foto: Peter Wagner

    Am 27.3. trat Rainer Schmidt mit seinem Programm "Keine Hände - keine Langeweile" in der Stadthalle Limburg auf. Veranstalter dieses Abends waren das Evangelische Dekanat Runkel, der Katholische Bezirk Limburg sowie der Kreis Limburg-Weilburg.

    „Das Normalste an mir ist mein Name“ – mit diesen Worten eröffnete Rainer Schmidt sein abendfüllendes Programm unter dem Titel „Heiteres zur Inklusion“. Doch was ist schon „normal“? Rainer Schmidt, geboren ohne Unterarme und mit einem verkürzten rechten Oberschenkel, erfüllt eigentlich alle Kriterien des Unnormalen, des „Behinderten“. Doch wenn man genau hinschaut, ist kein Mensch „perfekt“, jeder Mensch hat seine Unzulänglichkeiten, Schwächen und – ja, auch Behinderungen. Denn Behinderung ist in erster Linie ein soziales Phänomen, weniger ein medizinisches. Und damit ist er auch schon beim Thema: „Inklusion ist die Kunst des Zusammenlebens verschiedener Menschen“, so die kurze Definition von Rainer Schmidt. Mit Humor, Schlagfertigkeit, Lebensfreude, aber auch mit einer Portion Frechheit begleitete er das Publikum auf eine Reise in das Land der Inklusion und erzählt dabei vom Glück und Pech des Außergewöhnlichseins.

    Rainer Schmidt ist evangelischer Pfarrer, Buchautor, mehrfacher Paralympics-Goldmedaillengewinner im Tischtennis und ein begnadeter Kabarettist. Er schafft es, sein Publikum rund zweieinhalb Stunden in seinen Bann zu ziehen, er überzeugt mit Anekdoten aus seinem Leben, mit Beispielen, die zum Nachdenken anregen und scheut sich auch nicht davor, den einen oder anderen Flachwitz zu präsentieren. Er bleibt bei allem was er sagt, authentisch und glaubwürdig.

    So wie in der Geschichte beim Einchecken im Hotel: Hinter dem Tresen ein junger Mann. Er, Rainer Schmidt, geht auf ihn zu, grüßt und möchte gerne einchecken. Der junge Mann sieht seine Arme und wird plötzlich unsicher. „Ich soll doch sicher den Meldeschein ausfüllen?“ –„Och, ist nicht so wichtig…“. Doch plötzlich schien er eine Idee zu haben: „Machen Sie doch einfach einen Kringel.“ Ach so, denkt Rainer Schmidt und unterschreibt mit Rainer Kringel. Warum er nun plötzlich seinen Namen ändern soll, war ihm dabei völlig schleierhaft. Natürlich strich er dieses Wort anschließend durch und unterschrieb mit seinem richtigen Namen. Die Situation war durch Humor gerettet – und natürlich mit ausgefeilten Dialogen und schauspielerischem Talent präsentiert.

    Diese Geschichte zeigt in etwa das Lebensmotto von Rainer Schmidt: Spaß haben mit Außergewöhnlichsein. Der Unsicherheit mit Humor begegnen. Und immer wieder auf das Thema der Inklusion zurückzukommen: mit dem „Sense of Belonging“ - dem Dazugehören, dem Gegenteil von Ausgrenzung - das ist praktizierte Inklusion.

    Rainer Schmidt war an diesem 27. März nicht nur für die Abendveranstaltung in Limburg. Dies war nur der Abschluss eines langen Tages mit Terminen in der Limburger Marienschule und der Teilnahme an einer ökumenischen Konferenz zum Thema Inklusion in der Nachbarstadt Hadamar. Jeder der Termine geriet länger als vorgesehen, die Schülerinnen der Marienschule, die ihn interviewten, wollten ihn überhaupt nicht mehr gehen lassen, so angetan waren sie von Rainer Schmidts Antworten und seiner Sicht der Dinge. Die ökumenische Konferenz am Nachmittag, organisiert vom Evangelischen Dekanat Runkel und dem Katholischen Bezirk Limburg, geriet schließlich auch etwas anders als geplant. Angedacht war ein kurzes Impulsreferat von Rainer Schmidt mit anschließenden Arbeitsgruppen. Doch Vortrag und Fragerunde gerieten so in die Länge, dass die Arbeitsgruppen kurzerhand ausfielen und die Fragerunde entsprechend ausführlicher wurde.

    Noch einmal zurück zur Abendveranstaltung: Landrat und Schirmherr Michael Köberle wies in seinem Grußwort noch einmal darauf hin, dass der Landkreis Limburg-Weilburg mit dem Katholischen Bezirk Limburg und den Evangelischen Dekanaten Runkel und Weilburg drei Jahre lang Modellregion für Inklusion war und auf diesem Gebiet schon einiges erreicht wurde, die Arbeit daran aber weitergehen müsse durch den Einsatz der bestehenden Netzwerke. Drei Schülerinnen der Marienschule, Sophie Andersen, Marit Kratzheller und Samantha Keck stellten auf der Bühne vor großem Publikum noch einmal ihre Interviewfragen. Besonders interessant für die jungen Leute war übrigens Rainer Schmidts Vergangenheit als Leistungssportler, die er – zu seinem eigenen Bedauern – vor einigen Jahren aus Altersgründen beenden musste.

    Musikalisch begleitet wurde der Abend durch den Chor Do-Re-Mi unter der Leitung von Kantor Harald Opitz. Eine besondere Attraktion war der Gebärdenchor „Mani Volanti“ - „fliegende Hände“ - in dem eine Sopranistin sang, der Rest des Chores das Lied in Gebärdensprache übersetzte. So, wie übrigens der ganze Abend durch zwei Gebärdendolmetscher übersetzt wurde. Überhaupt Hände: Rainer Schmidt gab noch eine Anekdote zum Besten: In einer Innenstadt, sitzend auf einer Parkbank, wurde er lange von einem kleinen Jungen, erstes oder zweites Schuljahr, angeschaut. Dann die unvermeidliche Frage: „Warum hast du keine Hände?“ Da man Kindern immer antworten muss, so Rainer Schmidt, sagte er nur kurz „Abnutzung“. Schnell verschwanden die Hände des Jungen in seinen Hosentaschen. Aber, wie er ihm dann später erklärte: Hände, Herz und Hirn können sich niemals abnutzen.

    Peter Wagner
    Öffentlichkeitsarbeit

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