Orgelsanierung Weilburg
Signierstunde der Kunstdrucke zur Orgelsanierung
Foto: Peter WagnerErfolgreiches Fundraising mit Kunst, Pressekonferenz am 15. März 2022. Obere Reihe: Manfred Abel, Thomas Schmidt, Thomas Wilhelm, und Pfarrer Guido Hepke. Untere Reihe: Karl Harms, Doris Hagel, Dieter Boger und Matthias Wagner.04.04.2022 dr_pw Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Peter WagnerDie Sauer-Orgel in der Weilburger Schlosskirche.Durch den Verkauf der Kunstdrucke von Dieter Boger konnten bislang schon 3.400 Euro für die Orgel in der Weilburger Schlosskirche erlöst werden. Ein Original-Kunstdruck mit der Signatur von Dieter Boger ist für 50 € erhältlich, zwei für 75 € und alle drei für 100 €. Die Kunstdrucke können auch unabhängig von der Signierstunde in der Residenzbuchhandlung erworben werden. Der Erlös geht zu 100% an das Orgelprojekt.
Noch einmal der Termin:
Gründonnerstag, 14.4.2022, um 14.00 Uhr in der Residenz-Buchhandlung, Neugasse
Das Gesamtprojekt wird alles in allem rund 550.000 Euro kosten. Ein großer Teil wird durch Mittel des Denkmalschutz-Sonderprogramms des Bundes und Zuschüssen aus dem Orgelfonds der EKHN geleistet, der Eigenanteil der Gemeinde liegt bei rund 140.000 Euro. „Wir können Bergfest feiern – rund 80.000 Euro, mehr als die Hälfte des Betrags, den die Gemeinde für die Orgelsanierung aufbringen muss, ist bereits zusammengekommen!“ freute sich Pfarrer Guido Hepke von der Schlosskirche Weilburg. Diese stolze Summe wurde in verhältnismäßig kurzer Zeit aufgebracht mit viel Engagement und guten Ideen. Mit Thomas Schmidt, dem Vorsitzenden der Stiftung „evangelisch in weilburg“ und dem Grafiker Dieter Boger fand die Kirchengemeinde Partner, die das Fundraising für das Orgelprojekt entscheidend voranbrachten. Neben den Kunstdrucken gibt es noch ein zweites Standbein zur Finanzierung: Patenschaften für einzelne Orgelpfeifen. So kann die Spende gezielt für eine bestimmte Pfeife mit dem persönlichen Wunschton getätigt werden, die Patenschaften reichen hier von 50 bis 2000 Euro. Dank dieser kreativen Ideen und guter Kommunikation, auch mit Hilfe von Flyern, stellte sich dieser schnelle Erfolg ein.
Sanierung der Orgel in der Schlosskirche Weilburg startet
In der Pressekonferenz am 15.3.2022, bei der Vertreter der ausführenden Firma, Orgel-sachverständige der EKHN sowie Mitglieder der Stiftung „evangelisch in weilburg“ anwesend waren, wurde ausführlich über den Stand der Dinge informiert.
Den Zuschlag für die Restaurierungsarbeiten erhielt die Firma Klais aus Bonn, die unter anderem auf historische Sauer-Orgeln spezialisiert ist. Matthias Wagner, Fachmann für Orgelrestaurationen der ausführenden Firma, erklärte, dass Restauration heute anders vorgenommen wird als z.B. in den 1960er- und 70er-Jahren. Eine grundlegende Materialanalyse soll den Klang zur Bauzeit möglichst original wieder herstellen. Wie bei einer Gemälderestaurierung soll so wenig wie möglich dem Original hinzugefügt werden.
Dennoch wird die Weilburger Orgel auch erweitert. Ein neuer Spieltisch mit moderner Elektronik wird gegenüber der Orgel installiert, doch auch der historische, seitlich angebrachte Spieltisch wird in diesem Zuge restauriert und wieder bespielbar sein – allerdings pneumatisch, wie in der Bauzeit um 1902/03. Damit wird originale Technik wieder aktiviert, eine Rarität bei den heute noch vorhandenen Sauer-Orgeln. So wird zukünftig ein weiter aufgefächerter Klang möglich sein. Positiv erwähnt wurde die erstaunlich schnelle Beschlussfassung in Weilburg, die Pfarrer Hepke damit kommentierte, dass das technische Konzept absolut überzeugt habe.
Eingelagerte Pfeifen sind noch vorhanden
Thomas Wilhelm, Orgelsachverständiger und Berater im Ausschreibungsverfahren der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), beschrieb weitere wissenswerte Details der Orgel, unter anderem die 28 Klangfarben im Originalzustand. 1972 gab es größere Veränderungen, unter anderem wurde in diesem Jahr der Spieltisch an seine heutige Stelle versetzt. Es wurde auch der Versuch unternommen, eine Verbindung des barocken Äußeren mit moderner Technik zu schaffen. Eine ganze Reihe von Orgelpfeifen wurde dabei entfernt. Glücklicherweise wurden sie eingelagert bis heute und nicht, wie damals häufig geschehen, eingeschmolzen. Ein drittes Manual wird die Orgel so erweitern, dass sie der Größe der Kirche angemessen ist. So kann nach der Restaurierung und dem Wiedereinbau der Pfeifen wieder der ursprüngliche orchestrale Klang erschallen.
Für Doris Hagel, Kantorin an der Schlosskirche, geht mit der Orgelsanierung ein Traum in Erfüllung. In ihrem Kommentar erklärte sie, dass der gegenwärtige „deutsch-romantische Klang“ in gewissem Widerspruch zur ursprünglich barocken Auslegung stehe, und dies nun korrigiert werde. Denn auch die Kirchenmusik hat sich in den letzten 100 Jahren weiterentwickelt.
Die nächsten Schritte
Die Sanierung kann nun beginnen. Bevor allerdings ab- und neumontiert wird, müssen die Statik der Empore geprüft, Zeichnungen angefertigt und eine temporäre Orgelwerkstatt eingerichtet werden. Anfang 2023 könnte dann die Rückführung ausgebauter Teile stattfinden, die Intonierung ist für Ende 2023 vorgesehen.
In der Zeit des Umbaus kann die Orgel selbstverständlich nicht erklingen, hierfür werden alternative Möglichkeiten wie der Flügel oder andere Instrumente zum Einsatz kommen. Und eine Spende oder Patenschaft für eine Orgelpfeife kann auch weiterhin übernommen werden.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter www.orgel-projekt-weilburg.com
Peter Wagner
Öffentlichkeitsarbeit
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