Erzählgottesdienst in der Weyrer Kirche
Henry Dunant: Eine Erinnerung an Solferino
01.07.2024 cvdressler Artikel: Download PDF Drucken Teilen Feedback
Wer sich bei der Schlacht von Solferino im Juni 1859 gegenüberstand, ist heute (fast) schon vergessen. Aber die Schlacht bei der norditalienischen Stadt zählt zu den blutigsten und brutalsten des 19. Jahrhunderts in Europa.
Und nur, weil Frankreich mit den italienischen Städten gegen das Habsburger Reich verbündet war, war der Schweizer Kaufmann Henry Dunant dorthin gereist. Hoffte er doch, mit dem französischen Kaiser Napoleon III geschäftliche Gespräche führen zu können.
Was der aus dem streng calvinistisch geprägten Genf stammende Kaufmann dann aber erlebte, sollte sein ganzes Leben verändern: Er fand sich auf einem Schlachtfeld wieder, auf dem tausende von Toten und Verwundeten lagen, um die sich von offizieller Seite niemand kümmerte. Es waren die Frauen der umliegenden Ortschaften, die sich der Geschundenen annahmen. Egal, ob französische oder österreichische Uniform: "Tutti fratelli" - alle sind Brüder.
Diese Erfahrungen ließen den frommen Schweizer nicht los: Obwohl selbst hoch verschuldet, schrieb er seine "Erinnerungen an Solferino" in ein Buch und versandte dies an 1500 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens seiner Zeit. Ziel: Die Initiierung einer Hilfsorganisation, die sich politisch neutral und fachlich ausgebildet der Opfer der Kriege annehmen sollte.
Lebendig und kundig erzählte Andreas Schuss, der gemeinsam mit seiner Ehefrau Vanessa das Musikduo WindWood und Co bildet, in der Weyrer Kirche die Geschichte des Henry Dunant, dessen Name für uns Heutige untrennbar mit der Idee des Roten Kreuzes verbunden ist.
Aber Schuss wusste auch zu berichten, dass es von Anfang an einflussreiche Personen gab, die zwar die Idee einer solchen Hilfsorganisation als Idee und als Geschäftsmodell schätzten, die aber mit der in ihren Augen "gescheiterten Existenz" Dunant nichts zu tun haben wollten. Und so den "Emporkömmling" aus allen Gremien des Hilfswerkes vom Roten Kreuz wie auch aus dem schon in Jugendjahren von ihm mitinitiierten CVJM herausdrängten.
Erst im hohen Alter wurde Dunant verarmt und verbittert von Journalisten wiederentdeckt und dann sogar als späte Ehrung mit dem Friedensnobelpreis (1901) ausgezeichnet.
Umrahmt und immer wieder auch auf den Punkt gebracht wurden die Gedanken zum Leben des Henry Dunant durch Musikstücke und Lieder, die Andreas und Vanessa auf einer Vielzahl an Instrumenten begleiteten.
Musik zum Mitdenken, aber auch Musik, die zum Engagement ermutigt, aus dem Glauben heraus das Gute und das Richtige zu tun. Nicht nur im historisierenden Rückblick, sondern auch in der Gegenwart.
Text und Bild: Pfarrer Ulrich Finger
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