Frieden stiften

16.11.2025 / Pfarrerin Cornelia Stock, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg

„Selig sind, die Frieden stiften“, heißt es hier. Gerade ist eine Friedensdenkschrift des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland erschienen. Sie heißt: „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“. Sie wirbt in einer Welt voller Konflikte für Frieden, Schutz, Verantwortung und Nächstenliebe.


Ich finde diese Denkschrift spannend. Sie liefert keine vorgegebene Antwort, sondern Orientierungspunkte. Sie will helfen, sich selbst eine Meinung zu bilden. Dazu setzt sie sich auseinander mit der Spannung zwischen christlichem Friedensideal einerseits und politischer Verantwortung andererseits. Sie nimmt pazifistische Traditionen ernst. Zugleich erkennt sie an, dass es staatliche Schutzpflichten gegenüber den Bürgern gibt. Ihre Vision, ihr Ziel ist ein gerechter Friede: ein Friede, in dem Gewalt immer weniger nötig ist und Gerechtigkeit an Raum gewinnt. Aber die Realität zeigt: Das ist kein Selbstläufer.


Die Grundlage für gerechten Frieden ist zunächst der Schutz vor Gewalt. Ist dieser gegeben, können Freiheit gefördert werden, Ungleichheit abgebaut und Toleranz gegenüber friedlicher Vielfalt Raum gewinnen.


Denn jeder Mensch ist zu Gottes Ebenbild geschaffen. Uns ist Nächstenliebe, ja, sogar Feindesliebe aufgetragen. Das Ziel ist ein versöhntes Leben, in dem gerechter Friede spürbar wird.


Auf dem Weg zu diesem Frieden nimmt die Denkschrift viele Themen in den Blick. Mir ist ein Gedanke vom Anfang gerade besonders wichtig: Die Frage nach Gewalt und Gewaltlosigkeit. Jesus fordert Gewaltlosigkeit. Doch der Schutz vor Gewalt kann selbst den Einsatz von begrenzender Gegengewalt erfordern – als letztem Mittel, als begrenzte Gewalt mit dem Ziel, Leben zu schützen. Nicht, weil Gewalt nun völlig okay wäre, sondern weil wir manchmal nur zwischen „schlecht“ und „noch schlechter“ wählen können. Denn wir sind für einander verantwortlich. So lädt man noch größere Schuld auf sich, wenn man eine gerechte Ordnung nicht schützt vor der Gewalt anderer, wenn man zulässt, dass andere Menschen töten. „Du sollst nicht töten“ meint eben auch: „Du sollst andere nicht töten lassen“.


Gerechten Friede überall, den werden wir nicht erleben. Doch uns dafür einsetzen müssen wir. Tun wir, was dazu nötig ist. Tun wir aber vor allem auch unser Mögliches, um immer besser darin zu werden, Konflikte gewaltlos zu klären.


Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.