An was ich am Nikolaustag denke…

06.12.2025 / Pfarrerin Cornelia Stock, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg

6. Dezember, da kommt doch der Nikolaus! Für mich als Kind war das schon ziemlich aufregend – und der Tag davor war der eine im Jahr, an dem ich wirklich Schuhe geputzt habe. Und ja, manchmal habe ich mir gewünscht, ich hätte Papas Schuhgröße.


Der Brauch, Kinder mit etwas Schönem im Stiefel zu überraschen, der geht zurück auf eine Geschichte des Bischofs Nikolaus von Myra. Dieser Nikolaus lebte etwa vom späten 3. Jahrhundert bis Mitte des 4. Jahrhunderts n.Chr. Myra gehörte damals zum Römischen Reich. Heute heißt die Stadt Demre und liegt in der Türkei.


Was Nikolaus so besonders machte, das war seine konsequente Art, seine Überzeugungen zu leben. Dazu gehörte auch sein Umgang mit Vermögen. Nikolaus hatte von seinen Eltern einiges geerbt, mehr, als er für sich selbst unbedingt brauchte. Damit konnte er nun helfen, wenn andere in Not gerieten.


Ein Vater beispielsweise war sehr arm und hatte richtig Sorgen. Es fehlte das Geld für die Mitgift, um seine drei Töchter anständig zu verheiraten. Ja, die Perspektive der Mädchen war sogar die Prostitution.


Doch nachts warf Nikolaus ungesehen Geld oder gar Gold durchs Fenster, es landete in einem der frisch gewaschenen Strümpfe, die dort zum Trocknen hingen. In der kommenden Nacht geschah dasselbe noch einmal. In der dritten Nacht dann beobachtete der Vater heimlich, was da geschah, und er stellte den Wohltäter: Es war Nikolaus, der den Mädchen ein ehrbares Leben ermöglichte.


In der ursprünglichen Geschichte geht es also gar nicht um geheimnisvolle Wohltaten für sämtliche Kinder, auch nicht darum, ob diese speziellen Kinder denn auch brav waren – eher darum, wie sie auch brav bleiben konnten. Für sie brachte der Nikolaus wirklich eine Rettung. Aus der Sicht Außenstehender beeindruckte Nikolaus durch seine Freigiebigkeit im Umgang mit seinem Erbe.


Heute denke ich diese Geschichte mit, wenn der 6. Dezember naht. Für mich bleibt der Nikolaustag zwar einer, an dem wir einander eine Freude machen können, denn ich mag diese kleinen Überraschungen, die tun uns einfach gut. Doch heute erinnert mich der Nikolaustag auch daran, wem wir unsere Hilfe wirklich zuteilwerden lassen müssen: denen, die am nötigsten Hilfe brauchen.


Denn Jesus sagt: Was ihr einem von diesen meinen geringsten Geschwistern getan habt, das habt ihr mir getan. Helfen geht auch ohne Goldklumpen.