Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Wer hat eigentlich Schuld?

    03.09.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk

    Heizen Sie auch mit Gas? Wir schon! Darum verfolgen wir, wie so viele, mit besonderem Interesse die Diskussion, die rund um das Thema „Gas“ in der Öffentlichkeit stattfindet. Schließlich möchten auch wir gerne im Winter unsere Wohnung noch heizen und auch weiterhin heiß duschen können. Die Nachricht, dass die Gasspeicher sich nach und nach auch bei uns füllen, macht Hoffnung. Alles andere treibt einem allerdings die Sorgenfalten auf die Stirn. Die Energiepreise schnellen in die Höhe, sie verdoppeln, ja verdreifachen sich. Gasunternehmen geraten in die Schieflage und sollen von allen gemeinsam gestützt werden, eine Gasumlage wird beschlossen. Und schon kriselt es in der Regierung, Schuldzuweisungen werden ausgesprochen.

    Schuld an der Lage hätten z.B. diejenigen, die in den vergangenen Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass sich Deutschland in die Abhängigkeit des russischen Gases begeben hat. Wie konnte man nur? Wie konnte man nur in solch naivem Vertrauen diese Verträge schließen? Hätte man nicht viel vorsichtiger sein müssen?

    In der vergangenen Woche ist Michail Gorbatschow im Alter von 91 Jahren verstorben. Er war von 1990 bis 1991 Staatspräsident der Sowjetunion und setzte neue Akzente in der russischen Politik. „Perestroika“ - „Umbau“ war sein Programm. Seine Politik führte zwar zum Zerfall der Sowjetunion, gleichzeitig aber auch zur Freiheit und Unabhängigkeit ehemaliger Länder der Sowjetrepublik. Er beendete den kalten Krieg und ermöglichte die Wiedervereinigung Deutschlands. Das Verhältnis zwischen Ost und West entspannte sich. Vertrauen wuchs. „Wandel durch Handel“ war darum nicht nur ein Programm, sondern eine Überzeugung, die Gorbatschows Entspannungspolitik aufnahm und weiterführte. Ich meine, es sind von daher die gefühlt richtigen Entscheidungen gewesen, die in Bezug auf das Gas damals geschlossen wurden. Richtig ist aber auch: Jede Entscheidung, die man fällt, ob in der Politik oder im Privaten, trägt das Risiko in sich, dass es auch die falsche Entscheidung sein könnte. Und manche Entscheidung, die man trifft, kann uns auch schuldig werden lassen.

    In diesem Zusammenhang teile ich die Auffassung Jesu, der meinte: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ - Niemand ist ohne Sünde, heißt dies. „Schuldig werden“ gehört zu den Möglichkeiten unseres Lebens. Die Antwort Jesu darauf ist Vergebung. Eine Haltung, die hilft, mit unseren Entscheidungen in Vergangenheit wie Zukunft gelassen umzugehen.

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