Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Was ist Wahrheit?

    19.03.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk

    Wir befinden uns mitten in der Passionszeit. 4 Wochen noch bis Ostern. Endspurt. In dieser Zeit bereiten sich die Kirchen auf Karfreitag und Ostern vor und erinnern an Leiden und Sterben Jesu. Das ist kein Zuckerschlecken. Zu Beginn steht gleich die Ahnung Jesu, dass sein Weg schlimm enden wird, dazu die Enttäuschung, dass die Jünger die Tragweite dessen noch nicht begreifen. Dann lähmt ihn die bleierne Angst vor dem Tod, die er herausschreit in einer inständigen Bitte nach oben, doch dem Todesschicksal noch einmal entrinnen zu können – niemand möchte sterben, auch Jesus nicht. Darüber hinaus schmerzt ihn der Stich ins Herz, als er verraten wurde, von einem, dem er vertraute. Dazu kommt die große Einsamkeit, als selbst derjenige sich kleinlaut zurückzog, auf den Jesus alle Hoffnungen gesetzt hatte. Und dann rumort in ihm die schreckliche Ohnmacht, als der Verbrecher befreit, er selbst aber unschuldig zum Tode verurteilt wird: verkehrte Welt. Und Pilatus hat zum Schluss nur Zynismus übrig: Er wäscht seine Hände in Unschuld und verurteilt Jesus doch.

    Angst, Verrat, leere Worte, Verleugnung, Einsamkeit, Ohnmacht, bodenlose Ungerechtigkeit und zu schlechter Letzt ein unschuldiger Tod – das sind die Momente von Passion und Leiden, die sich durch die Geschichte hindurchziehen, bis in unsere Zeit, bis heute. Als Jesus dann vor Pilatus steht, den Tod schon vor Augen, besitzt er noch die Kraft, die Wahrheitsfrage anzusprechen. Pilatus reagiert darauf nur mit einer Gegenfrage: „Was ist (schon) Wahrheit?“, bevor er dann feststellt, Jesus sei unschuldig und ihn dann seinem Schicksal überlässt.

    „Was ist Wahrheit? Was ist richtig? Wer hat Recht?“ Diese Fragen stellen wir uns doch in den letzten Tagen des Öfteren. Jesu hätte darauf geantwortet: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!“ Diese Worte allein bleiben jedoch farblos. Um sie zu verstehen, muss man sie übersetzen und sich anschauen, was Jesus gesagt und getan hat, muss man versuchen zu begreifen, was eben seinen Weg ausgemacht hat. Jesu Maxime war: „Gott und den Nächsten zu lieben, wie sich selbst!“ Das war der Maßstab seines Handelns. „Darin hängt das Gesetz und die Propheten“, betont er, damit ist also alles gesagt. Wer auf dem Boden der Liebe steht, der Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen, der befindet sich auf der Seite der Wahrheit. Das mag hilfreich sein, um sich die Frage selbst zu beantworten: Was ist die Wahrheit?

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