Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Śmigus dyngus

    16.04.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk

    In der kommenden Nacht feiern viele christliche Gemeinden die Osternacht - in meiner Gemeinde am Ostermorgen um 05.00 Uhr. Alle sitzen noch im Dunkeln in der Kirche. Im Gottesdienst wird dann die neue Osterkerze entzündet und ihr Licht an jeden von Kerze zu Kerze weitergegeben, bis die Kirche zum Schluss im Licht aller Kerzen erstrahlt. Ein ergreifender Moment. In der Osternacht erinnern wir darüber hinaus auch an die Taufe. Denn Taufe steht für einen Neuanfang, für neues Leben im Lichte Gottes – im Wasser der Taufe soll das alte untergehen und neues Leben zur Geltung kommen. Wasser spielt in vielen Osterbräuchen darum eine wichtige Rolle. In Polen wird z.B. am Ostermontag „śmigus dyngus” gefeiert. An diesem Tag dürfen die Jungs die Mädchen, bzw. die Männer die Frauen nass spritzen. Die Älteren machen dies dezent und respektvoll - ein paar Tropfen Wasser aufs Haar reichen schon, um den Brauch nicht aussterben zu lassen. Die Jüngeren dagegen laufen mit Wassereimern durch die Gegend - da bleibt kein Auge mehr trocken. Nach einer Überlieferung geht dieser Brauch auf das Jahr 966 n. Chr. zurück, als sich Fürst Mieszko I. taufen ließ und damit gleichzeitig Polen zum Christentum bekehrte.

    Im Grunde genommen ist „śmigus dyngus” ein symbolisches Ritual der Fruchtbarkeit und neuen Lebens. Übrigens gibt es auch in der Ukraine ähnliche Traditionen. Wie grauenvoll und brutal sich dort momentan alles entwickelt. Da ist ein österlicher Neuanfang bitter nötig. Allerdings reichen ein paar Spritzer Wasser dazu nicht mehr aus. Es müsste eher sintflutartig regnen, damit all das im Wasser untergehen kann, was sich glücklichem und gelingendem Leben in den Weg stellt: die imperialistische Verblendung, das Bomben, Schießen, Morden, die Lügen und Heuchelei, die Machtgier.

    Auf den ersten Seiten der Bibel wird legendenhaft beschrieben, wie Gott genau dies versucht - durch große Wassermassen der Bosheit ein Ende zu setzen und einen radikalen Neuanfang zu wagen. Es gelingt für diesen Moment. Als die Wasser nach der Sintflut wieder sinken und Noah zum wiederholten Mal eine Taube ausfliegen lässt, kommt diese mit einem Ölzweig im Schnabel zurück. Diese Taube mit dem Ölzweig im Schnabel ist zum Symbol des Friedens geworden, den sich in diesen Tagen alle sehnsüchtig wünschen. Beten wir darum für den Frieden, geben wir die Hoffnung nicht auf, lassen wir in unseren Bemühungen nicht nach, jeder an seinem Platz, auf das Frieden und Ostern werde.

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