Neulich im Fahrradladen
15.04.2023 / Pfarrrer Markus Stambke
Das haben wir gleich“, sagte der Mechaniker in der Bikevilla und schaute sich die Gangschaltung meines Gravelbikes an. Die Kette lief nicht mehr rund, und ich kam mit dem Rad nicht mehr in die Gänge. „Die Schaltzüge - da muss man nur etwas nachjustieren. Willst Du Dich so lange umschauen?“ Das muss man mir nicht zweimal sagen. Als Bikejunkie schau ich mich gerne um. Ich schlenderte umher und fing an zu träumen. Carbonrahmen! Leichtgewichte! Eleganz. Styling. Farbgebung. Hammer! Und dann fiel mein Blick auf dieses Werbebanner von Shimano. Der Markenhersteller für Gangschaltungen. „Be the change. Don’t wait for it.“ Was für ein cooler Spruch – nicht nur für Gangschaltungen von Shimano. Sondern überhaupt. Unsere Welt verändert sich, und jeder von uns erlebt die Veränderungen mit, ob er will oder nicht. Mobilität ist das große Thema, auch hier in Limburg. Muss der Schwerverkehr denn durch die Innenstadt gehen? 40-Tonner an der Schiede? Kaum Radwege? Gibt es Alternativen, Umgehungsstraßen? Aber wer hat dann den Verkehr vor der Nase? Keine einfache Lösung. Mobilität ist das eine – Wärme das andere. Dürfen künftig noch Gas- und Ölheizungen gebaut werden? Da redet gleich jeder mit. Und schon solche Gedanken nur auszusprechen polarisiert. Stresst. Kostet. Veränderungen ja, aber bitte ohne mich. Ohne meinen Geldbeutel. Und ich ertappe mich dabei, dass auch ich mich ungern bestimmen lassen möchte. Andererseits – worauf wollen wir denn noch warten. Denn dass es so nicht weitergehen kann, ist auch klar. Ohne Einschnitte in unserem Energiekonsum und – verhalten wird es nicht gehen.
Be the change. Sei selbst die Veränderung. Die Botschaft ist klar. Sei nicht das Opfer der Veränderung, nimm sie an, werde zur Veränderung! Und dann dachte ich: Shimano hat recht. Überall müssen wir uns ändern. Immer wieder. Da wird eine neue Stelle frei. Wage ich es und bewerbe mich? Mache ich die Fortbildung, die ich schon lange auf dem Schirm habe? Oder noch eine Spur intensiver und riskanter – trage ich den Konflikt endlich aus? Trete ich mir in den Hintern und rede mit meinem Sohn, was eigentlich los ist und er sich nicht mehr meldet? Be the change. Darum geht es. In die Gänge kommen. Nicht nur warten. Und dann dachte ich: „Be the change!“ Das ist so etwas wie eine nachträgliche Osterbotschaft. Ich bin doch da, so sagte der auferstandene Christus zu seinen Freunden zum Schluss. Mit anderen Worten: Geht los. Steht auf. Änderung liegt in der Luft. „Fertig“ sagte der Mechaniker, und schob mir mein Rad entgegen. „Läuft!“ Vorläufig, dachte ich. Denn das neue Bike... don`t wait!
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