Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Merry Christmas

    24.12.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk

    Weihnachten 1914. Es herrscht Krieg, I. Weltkrieg. Deutsche und britische Soldaten stehen sich an der Westfront in Flandern gegenüber. Zermürbende Kämpfe liegen hinter ihnen. Der Krieg hat sich zu einem Stellungskrieg entwickelt. Die Soldaten liegen sich in Gräben gegenüber. Sie schützen sich vor dem tödlichen Artilleriefeuer des gegenüberliegenden Feindes. Der damalige neue Papst Benedikt der XV. fordert eine Waffenruhe zu Weihnachten, die Kriegsparteien lehnen diese ab. Dennoch herrscht am Heiligen Abend 1914 in den Schützengräben Flanderns Waffenruhe.

    Wie es zu diesem unerwarteten Weihnachtsfrieden kam, ist nicht genau geklärt. Vermutlich nahm die Entwicklung ihren Anfang an einem Frontabschnitt, in dem die Schützengräben sehr nah beieinander lagen, so dass man über die Frontlinie hinweg kommunizieren konnte. Es gab Offiziere, die ihren Leuten den Befehl gegeben hatten, während der Weihnachtsfeiertage nicht auf die Gegner zu schießen. Sie sollten vielmehr Weihnachtsbäume und Kerzen auf die Gräben stellen.

    Und so geschieht es. Weihnachtsbäume und Kerzen stehen auf den Gräben. Es wird nicht geschossen. Die Soldaten steigen aus ihren Gräben. Sie bergen und beerdigen ihre Gefallenen. Ein gemeinsamer Gottesdienst wird begangen, Psalm 23 gelesen. Die Soldaten, Deutsche und Briten, spielen zusammen Fußball, trinken Bier, tauschen Tabak aus, feiern Weihnachten, singen zusammen "Stille Nacht, Heilige Nacht", feiern den Frieden. Dieses Ereignis ist als "Weihnachtsfrieden" in die Geschichte eingegangen. Im Kinofilm "Merry Christmas" wird es nacherzählt. An Weihnachten 1914 herrschte tatsächlich für einige wenige Tage Frieden an einem Frontabschnitt inmitten eines schlimmen Krieges. Keine von oben befohlene Waffenruhe, sondern eher eine Art militärischer Ungehorsam, der sich aus den Herzen der Soldaten entwickelte. Man schätzt, dass mindestens 100.000 Soldaten an dem Waffenstillstand teilgenommen haben. Eine berührende Geschichte.

    Weihnachten gilt als Fest des Friedens, denn der Wunsch Gottes für diese Welt ist Frieden. Nicht umsonst singen die Engel der Weihnachtsnacht: "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen, die Gott am Herzen liegen!" Das Frieden möglich ist, selbst wo er nicht möglich scheint, zeigt die kleine Geschichte im ersten Weltkrieg. Meine Hoffnung ist, dass sich diese kleine Geschichte wiederholt und Frieden sich durchsetzt in all den Kriegen, die weltweit geführt werden, auch vor unserer Haustür. Nicht nur für einige wenige Tage, sondern grundsätzlich. Das ist zwar nur ein kleiner Hoffnungsschimmer aber mein großer Wunsch für dieses Weihnachtsfest.

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