Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Ist genug zuviel?

    26.11.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk

    Ab dem 1. Januar 2023 wird die bisherige staatliche Unterstützungsleistung "Hartz IV" ersetzt durch das Bürgergeld, so wurde vergangene Woche entschieden. Schön! Denn nun braucht keiner mehr "hartzen" - ein Wort, das zwar offiziell bedeutet, "seinen Lebensunterhalt durch Hartz IV zu bestreiten", mit dem meistens aber jemand bezeichnet wird, der "rumgammelt" und "dem Staat auf der Tasche liegt".

    Mit der Einführung des Bürgergeldes soll nun mehr soziale Gerechtigkeit hergestellt, Diskriminierung abgebaut und der Regelsatz erhöht werden. Für die Menschen, die sich in sozialen Notlagen befinden oder denen es nicht (mehr) möglich ist, zu arbeiten, bedeutet dies tatsächlich eine Verbesserung ihrer Lebenssituation. Sie haben nun genug. Aber ist das vielleicht zuviel? Manche fragen sich nämlich, ob es nicht ungerecht ist, dass jemand Geld erhält, ohne dafür zu arbeiten. Vor allem, wenn man bei einer 40 Stunden Woche und vollem Lohn nicht viel mehr verdient. "Arbeit muss sich lohnen!" wurde darum immer wieder gesagt. Die Entscheidung für das Bürgergeld verlief darum auch nicht glatt. Im Bundesrat wurde es von der Opposition abgelehnt, eine Entscheidung war erst möglich, nachdem im Vermittlungsausschuss ein Kompromiss gesucht wurde.

    Die Frage nach der Gerechtigkeit, also danach, wie viel Geld jemand bekommt für seine Leistung und ob er auch etwas bekommen kann ohne Leistung, ist eine alte Frage. Auch Jesus hat sie aufgeworfen. Er erzählt eine Geschichte von einem Weinbergbesitzer, der Arbeiter für seinen Weinberg sucht und in aller Frühe Tagelöhner einstellt. Vormittags, mittags, nachmittags und am frühen Abend kommt jeweils ein Schwung neuer Leute hinzu; denn der Weinberg ist groß und die Arbeit muss getan werden. Abends erhält jeder jedoch den gleichen Lohn! Diejenigen, die kurz vor Arbeitsende eingestellt wurden, erhalten ebenso viel, wie diejenigen, die seit dem frühen Morgen geschuftet haben. Das Unverständnis und der Ärger unter den Arbeitern ist daher groß. Der Besitzer allerdings versteht dies nicht: "Bist du neidisch, weil ich so großzügig bin?" fragt er. Jesus will mit dieser Geschichte deutlich machen, dass Gott anders tickt. Seine Großzügigkeit und seine Liebe gilt jedem Menschen gleich, unabhängig von dessen Leistung und Möglichkeiten. Fragt sich dann jemand, wie eventuell eine christliche Position zum Bürgergeld aussehen könnte, wäre dies eine mögliche Antwort: Jeder sollte - nötigenfalls durch Unterstützung - seine Existenz sichern können, unabhängig von seinen Leistungsmöglichkeiten.

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