Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    In unseren Händen

    14.05.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk

    Erinnern Sie sich an das berühmt gewordene Bild des langen Tisches im Kreml? Im Vorfeld des Ukrainekrieges gaben sich europäische Politiker beim russischen Präsidenten die Klinke in die Hand in der Hoffnung, durch intensive Gespräche den Lauf des Schicksals vielleicht doch noch aufhalten zu können. Und dann saßen sie Putin gegenüber. An einem kunstvoll gearbeiteten, sechs Meter langen Tisch. Putin links, der Gast rechts – Emmanuel Macron und Olaf Scholz haben dort gesessen, aber auch Viktor Orban und selbst der russische Außenminister Lawrow. Ein trauriges, ein surreales Bild. Kein Wunder, dass man sich im Gespräch nicht näherkommen konnte, wo doch schon rein äußerlich klar wurde, wie weit man voneinander entfernt ist. Zwar wurde diese Sitzanordnung von russischer Seite mit Corona-Maßnahmen begründet, die Botschaft dieses Bildes war jedoch überdeutlich: Wir sind weit voneinander entfernt und die Distanz zwischen uns ist groß.

    Inzwischen gibt es seit vielen Wochen Krieg und die Distanz zwischen Russland und dem Westen vergrößert sich mit jedem Tag, eine Annäherung ist kaum in Sicht. Das macht vielen zu schaffen. Es macht auch vielen Gläubigen zu schaffen. Es rüttelt am eigenen Glauben. Denn dieser Krieg schafft auch Distanz zu Gott. „Ich hadere mit dem dort oben!“, meinte jemand vergangene Woche zu mir, „Warum tut er nichts dagegen? Warum schafft er nicht Frieden?“ Gott scheint tatsächlich unendlich weit weg zu sein. Es scheint, er überlässt uns einfach unserem Schicksal.

    Nun liegt es mir fern, Gott zu verteidigen. Offensichtlich ist aber für uns alle – Gott führt diesen Krieg nicht. Der ist reines Menschenwerk. Und wie dieser Krieg und das mit ihm verbundene Leiden beendet wird, liegt in des Menschen, also in unseren Händen.

    Nun schreien wir ja immer gerne nach Gottes Hilfe, wenn das Leid überhand nimmt. Das war schon immer so, auch zu Jesu Zeiten. Damals wünschten sich seine Anhänger, dass Jesus sie von der römischen Gewaltherrschaft befreien möge, kraft seiner Gotteskraft. Die Enttäuschung war groß, als er dies nicht tat, vielmehr ihr selber zum Opfer fiel und zu Tode kam. Jesus verhinderte seinen Tod nicht und auch Gott griff in diesem Moment nicht in das Geschehen ein, aber er setzte einen Schlusspunkt: Die Auferstehung Jesu war seine Antwort gegen jegliche Gewalt, gegen Herrschaft und Tod. Diese haben also nicht das letzte Wort. Gott hat es. Bis dahin liegt der Frieden in unseren Händen.

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