Heute. Gemeinsam. Für morgen.

11.06.2022 / Pfarrer Johannes Jochemczyk
In wenigen Tagen, am verlängerten Fronleichnamswochenende, findet nach langer coronabedingter Pause endlich wieder ein Jugendkirchentag der Ev. Kirche in Hessen und Nassau statt. Diese Großveranstaltung für die Jugend gibt es seit vielen Jahren. In der Vergangenheit kam man in Wiesbaden, Offenbach oder Weilburg zusammen, dieses Mal trifft man sich in Gernsheim im Südhessischen. Das Motto der Tage lautet: "Heute. Zusammen. Für morgen." In einer geheimen Abstimmung wurde dieses Leitmotto im April letzten Jahres von 110 Delegierten der Evangelischen Jugend ausgewählt.
Das Motto klingt zwar banal und unverfänglich, ist aber doch genau das, was wir gerade brauchen. Denn ich ertappe mich in letzter Zeit immer wieder dabei, wie ich ständig sehnsüchtig nur noch zurück blicke. Ich bin sozusagen von gestern. Ich wünsche mir das Leben vor Corona zurück, wo alles noch so schön normal war. Ich wünsche mir das Leben vor dem Krieg zurück, wo alles noch billig, die Zukunft planbar und die Aussichten sicher schienen. Ich wünsche mir auch in meiner Kirche alte Zeiten zurück, in denen Gemeinden gewachsen sind, das Miteinander von Vertrauen geprägt war und wir noch viele waren.
Aber was hilft der Blick zurück? Dieser Blick lähmt nur. Er macht unzufrieden und ändert nichts. Viel wichtiger ist es auf das Heute zu schauen, Zusammen, für morgen. Das haben die Delegierten der Evangelischen Jugend im letzten Jahr wohl auch so gesehen.
Mich spricht dieses Motto an, weil es auf den Blick zurück gänzlich verzichtet. Es lautet eben nicht: „Gestern. Heute. Morgen.“, es klammert sich nicht an Vergangenem oder trauert Vergangenem hinterher, sondern sieht gänzlich davon ab. Dadurch ist es übrigens auch ein Motto ganz im Sinne Jesu, der meinte: „Wer seine Hand an den Pflug legt und schaut zurück, der ist nicht bestimmt für das Reich Gottes.“ (Lukas 9,62)
Wir leben im Heute, wir denken und arbeiten, gemeinsam für Morgen. Das klingt nach jugendlicher Dynamik, den Blick nach vorne gerichtet, in die Zukunft hinein, die vor allem in den Händen der Jugend liegt. Denn diese gestaltet das Leben hier selbst dann noch, wenn wir Älteren nicht mehr sind. Gut also, dass wir die Jugend haben.
Ich freue mich jedenfalls auf diesen Jugendkirchentag und bin gespannt, welche Impulse von ihm ausgehen werden. Schön wäre es dort "Heute. Gemeinsam. Für morgen." etwas zu bewegen. Das wäre jedenfalls ganz im Sinne Jesu.
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