Einfach machen
12.05.2023 / Pfarrerin Cornelia Stock
„Das machen wir, das kriegen wir schon hin“, sagen die Handwerker. „Dafür müssen Sie dann aber für uns beten“, lachen sie. Jeder tut also, was er oder sie gelernt hat? Okay, bezahlen muss ich die Handwerker dann doch noch.
Meine Gedanken wandern. Im Baumarkt gibt es ab und zu Handwerkerkurse für Schreibtischtäter. Braucht es auch Gebetskurse für Nicht-Betende? Und im Notfall rufe ich dann doch einen Profi?
„Rogate“ heißt dieser Sonntag im evangelischen Kirchenjahr, zu Deutsch: Betet. Beten kann jede und jeder, auch ohne höhere Weihen, ohne Examen und Meisterprüfung. Gleichzeitig gilt auch hier: Übung macht den Meister. Denn je öfter ich bete, desto vertrauter bin ich damit. Desto wahrscheinlicher komme ich auf das Beten, wenn es mir eine Hilfe wäre.
Beten kann man ganz unterschiedlich. Manchen liegen kurze, immer gleiche Sätze. Das „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner“ im Herzens- oder „Atem-Gebet“ ist so etwas: Teil Eins wird beim Einatmen gedacht und Teil Zwei beim Ausatmen. So kann ich zur Ruhe kommen. Ich weiß mich getragen, ganz gleich, wo ich gerade bin. Anderen Menschen hilft das Tischgebet, ihr Leben mit Dankbarkeit zu betrachten: Denn jede Mahlzeit ist ein Segen. Noch wieder andere Menschen führen eine ganze Liste von Themen und Personen, für die sie beten. Das tut doppelt gut: Denen, die ihre Anliegen mit Gott teilen, und auch denen, die auf dieser Liste benannt sind. Es gibt christliche Meditationen, die in die Stille führen. Daneben gibt es auch all die spontanen Gebete: die Stoßgebete in Not oder auch die erleichterten „dem Himmel sei Dank“-Gebete.
Ich bin froh über all die Menschen, die beten. Denn so richten wir uns auf Gott aus. Wir danken für alles Gute und bitten Gott um seine Aufmerksamkeit für unsere Welt. So erinnern wir uns an Gottes Wege des Friedens und der Liebe. So geben wir seinem Wirken Raum in unserem Leben. Manchmal geschieht dann, wofür wir gebetet haben, auch wenn wir es kaum zu hoffen gewagt haben. Manchmal erleben wir darüber Gottes Macht in unserer Welt. Seither bin ich fest überzeugt: Kein Gebet verhallt ungehört. Beten hilft, ganz gleich ob geübt oder ungeübt, ob mit oder ohne „Lehre“. Darüber bin ich froh.
Aber jetzt muss ich noch für meine Handwerker beten. Versprochen ist versprochen.
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